Trailhard Tail von Focus Bike im Langstreckentest

Das Surren wird uns die gesamten 1000 Kilometer begleiten. An manchen Tagen fällt es allerdings kaum auf. Etwa dann, wenn der starke Gegenwind die Ohren umblässt und damit die Abrollgeräusche der 27,5 Zoll Bereifung übertönt. Das aber haben wir bewusst in Kauf genommen. Mit dem E-Bike Focus Bold² Plus Pro sollen Sportler nämlich vor allem ruppiges Gelände bewältigen. Downhill, Uphill und so weiter. Aber genügt das geländegängige Pedelec auch den Anforderungen einer Langstrecken-Tour, die 963 Kilometer längs durch Deutschland führt, entlang des Grünen Bandes?

 

 

Immerhin haben die Ingenieure des Focus Bike bei der Entwicklung des E-Hardtails speziell die Belange von Mountainbikern berücksichtigt, die Fahrspaß auf dem Trail und abseits befestigter Straßen suchen. So bietet das konisch geformte Steuerrohr etwa eine hohe Lenkkopfsteifigkeit und das sehr einfach und intuitiv zu bedienende Shimano Steps-System erleichtert das Schalten am Berg. Damit kein abstehender Ast, der sich beim Downhill durchs Gestrüpp in den Seilen verfangen könnte, die Abfahrt gefährdet, hat der Hersteller sich bei der Focus Bold²-Modellreihe entschieden.

Tausend Kilometer mit dem E-Hardtrail durch Deutschland
Das Focus Bike wird im norddeutschen Cloppenburg von der Derby Cycle Holding gefertigt, Deutschlands größter Fahrradhersteller und der drittgrößte in Europa. Und das Focus Bold feiert als Trailhardtail in diesem Jahr Premiere. In der einfachen aber trailtauglichen Ausstattung mit Plusbereifung und einen Aluminiumrahmen kostet Rad im Übrigen weniger als 700 Euro. Weil wir aber innerhalb der bayerischen Pfingstferien knapp 1000 Kilometer von Süddeutschland bis zur Ostsee radeln wollen – mit zwei Söhnen und viel Gepäck – hat uns Movelo die brandneuen E-Bikes Bold² (sprich: Squared) bereit gestellt.


Das Focus Bold² Plus Pro ist mit einer Shimano 11-Gang Schaltung ausgestattet, die so manchen schwierigen Anstieg wie wir ihn beim Hinauffahren auf den Brocken durchradeln mussten, wesentlich erleichtert. Auch wenn wir einen 36 Volt-Motor an Bord haben, der im Tretlager untergebracht ist und von einem 10,5 AH großen Energiespeicher mit Strom versorgt wird, sind Anstiege von diesem Kaliber nur mit viel Muskelkraft zu schaffen.

Mit 380 Wh dem Gegenwind trotzen
Die Energieversorgung des Shimano Steps Mittelmotors übernimmt der komplett im Unterrohr platzierte 380 Wh Lithium-Ionen Akkumulator. Optional lässt sich ein weiterer Akku auf dem Unterrohr montieren. Damit retten wir uns oftmals über den Tag. Im Fahrmodus Boost, wenn uns der E-Motor bis zur 25 km/h Geschwindigkeitsgrenze mühelos antreibt, ohne dass wir auch nur ansatzweise ins Schwitzen kommen, schafft es der Akku knapp 60 Kilometer weit. Liegen fordernde Anstiege auf der Route geht die Energie bereits wesentlich früher zu Neige.
Im Eco, -beziehungsweise Trail-Modus kommen wir zwar mit Motorunterstützung bis zu 100 Kilometer weit. Dann allerdings verlangt das Rad einen wesentlich stärkeren Muskeleinsatz. Und ohne elektromotorische Unterstützung ist das Weiterfahren möglich aber „verdammt anstrengend“.

Wie sehr, das mussten wir auf unserer Langstrecken-Testtour zum Glück nur ein einziges Mal erfahren. Etwa 15 Kilometer vor Neuhaus am Rennsteig ging den Akkus die Puste aus. Weil wir die Räder mit reichlich Gepäck beladen haben, war die Weiterfahrt nur mit etwa 13 km/h möglich aber machbar. Ohne Gepäck aber können auch größere Steigungen gefahren werden. Irritiert hat uns, dass im Boost-Modus bei etwa 26 km/h der Motor „schlagartig“ kurzfristig immer wieder einsetzt und abschaltet.

Zusatzenergie einfach anklippsen
Laut Hersteller ermöglicht das bei den Focus E-Bikes implementierte Tailored Energy Concept (kurz T.E.C.) das Hinzufügen eines zweiten Akkus. So stehen bis zu drei anpassbare Varianten mit einer maximalen Kapazität von bis zu 756 Wh zur Auswahl. Die Installation des Systems gestaltet sich denkbar einfach: Mit zwei mitgelieferten Schrauben wird das Bone Rail am Unterrohr an die Flaschenhalterung montiert, der T.E.C. Pack Ersatzakku wird dann einfach angeklippst. Ein mit dem Oberrohr verbundenes Kabel überträgt dann die zusätzliche Energie.